Detaillierte Chronik anlässlich des 50jährigem Jubiläum des Rex Lichtspieltheaters

Am 22. November 1949 wurde von dem Architekt Josef Kirsch für den Lichtspieltheaterbesitzer Josef Feyen der Bauantrag für das Rex Lichtspieltheater gestellt. Bereits 1951 wechselte jedoch der Bauherr. Die Geschwister Anita, Paul und Hans Riegel, dessen Firma Haribo in der Nachkriegszeit aufblühte, nahmen sich des Projektes an und pachteten das gesamte Gelände. Der im Baugewerbe tätige Ehemann Anita Riegels, Heinz Georg Königs, ließ nach einer Umplanung und einem Nachtragsbauantrag vom 21. November 1951 den Bau 1952 unter Verwendung älterer Bauteile eines teilweise im Krieg zerstörten Festsaales durch Josef Kirsch fertig stellen.

Im März 1952 eröffnete das Rex Lichtspieltheater mit einer Festvorstellung 'vor eingeladenen Gästen, unter denen wir Bürgermeister Stelling und Polizeioberrat Timper bemerkten. '(Neue Presse 03.52) Die Presse schwärmte: 'Schon das Foyer mutet auf sparsamstem Raum durch seine Rundsäulen und Lichtruten, die nur indirektes Licht spenden, theaterartig an. Der Grundfarbton des Hauptraumes ist blau-silbern. Das Mittelstück der Decke ist königsblau gehalten und geht über silberne Zwischenleisten wieder in königsblau über. Über die Bühne zieht sich ein schwerer Silberlamee-Vorhang. Die Seitenwände sind zum Abfangen des Schalles mit Glaswolle bedeckt, die wiederum von Crepelin-Stoff überzogen ist, den man in Rauten aufgeteilt hat. Auch im Innern gibt es nur indirektes Licht, Wandarme sind ganz weggefallen. Eine Klimaanlage mit Absaugvorrichtung sorgt ständig für frische Luft. Im Winter führt sie heiße, im Sommer kalte Luft zu.'

In der Nachkriegszeit boomte das Kino in Deutschland. Die Menschen gaben sich gerne den Illusionen hin, die ihnen das Kinoerlebnis neuerdings in Farbe und im von 20th-Century-Fox 1952 entwickelten Cinema-Scope-Verfahren bot. Auch das Rex sah bis Ende der Fünfziger Jahre goldene Zeiten. Auf große Resonanz stießen die Wochenschauen und besonders deutsche Heimatfilme.

Der Film 'Vom Winde verweht', den die Kinos in der Innenstadt aufgrund der scharfen Bedingungen der Verleihfirma nicht spielten, war der erste große Erfolg und lief fast ein Jahr lang täglich im Hauptprogramm, natürlich auch mit der Folge, dass die Leute, die den Film bereits mehrere Male gesehen hatten, auch wieder die anderen Kinos mit dem abwechslungsreicheren Programm besuchten.

Schließlich kam es zum Siegeszug des Pantoffelkinos. Mit dem Wirtschaftswunder in Deutschland konnten sich immer mehr Haushalte einen eigenen Fernseher leisten, wodurch das Interesse an Kinofilmen schnell nachließ. Das Ende von zahlreichen Kinos war nicht mehr zu vermeiden.

1961 fragte Paul Riegel Heinz Harling, den damaligen Besitzer des Rheingold, ein Kino in Bonn-Beuel, heute Junges Theater, ob er das Rex nunmehr übernehmen wolle. Der Leiter einer Baustoffprüfstelle schlug ein und führte das Rex bis 1970. Er band seine ganze Familie in den Betrieb des Kinos ein. Tagsüber ging er seinem Beruf nach, abends leitete er das Kino. Er verhinderte die Schließung, die viele Vorstadtkinos in dieser Zeit erfahren haben, indem er ein studentisch orientiertes Programm aus Repertoirefilmen zeigte. ' Ich klebte das Programm zwei Mal in der Woche in die Mensa und in die Verbindungshäuser und zeigte die Filme für eine Mark, oder einsfünfzig, je nach Film, und da kamen die Studenten eben ' erzählt Heinz Harling, der heute in Much lebt. Sein absoluter Renner sei der Film mit Jack Lemmon und Shirley MacLaine gewesen. 'Wie hieß der noch gleich? ' fragt er seine Frau. 'Das Mädchen Irma la Douce ' sei das gewesen, von Billy Wilder. John-Wayne-Filme liefen ebenfalls gut, und '12 Uhr Mittags '. Leider musste Heinz Harling aufgrund der Doppelbelastung und aus gesundheitlichen Gründen das Kino 1970 aufgeben. Eine Stammkundin erinnert sich, wie sie alle Texte damals mitgesprochen und laute Kommentare abgegeben habe, ohne rausgeflogen zu sein, das sei ihr im Rex stets am Wichtigsten gewesen.

Herbert und Charlotte Behrends, die zu dieser Zeit das Union-Kino in Bonn Poppelsdorf betrieben, übernahmen das Rex und führten das studentisch orientierte Programm fort. Allerdings spielten sie die großen Erstaufführungen aufgrund der besseren Lage weiterhin in Poppelsdorf. Mitte der Siebziger verstarb Herbert Behrends und seine Frau führte das Rex noch einige Jahre alleine weiter, bis sie aus Altersgründen aufgab und den Schlüssel an einen Bekannten weiterreichte.

Während das Union in Poppelsdorf Ende der Siebziger der Abrissbirne zum Opfer fiel, wurde das Rex von dem Nachfolger in den Ruin getrieben. Es schrieb rote Zahlen, Rechnungen konnten nicht mehr bezahlt werden, der Strom wurde abgeschaltet, und es musste kurze Zeit später schließen. Für ein Jahr wurde der Spielbetrieb nahezu ganz eingestellt. Lediglich an den Wochenenden liefen Sondervorführungen für türkische und indische Gastarbeiter.

1980 suchte der studentische Argel-Filmklub, der mit dem Motto 'Kino gegen den Strich ' bis dato vor allem im Bonn-Center, dem heutigen Pantheon, ein Mal im Monat Filme gezeigt hatte, eine neue Spielstädte. Der damalige Eigentümer des Rex bestand aber auf einer täglichen Bespielung seines Kinos. Um einen täglichen Kinobetrieb gewährleisten zu können, gründete ein Teil der Filmklubmitglieder die Rex-Lichtspieltheater GmbH, die das Kino neben der Neuen Filmbühne in Bonn-Beuel auch heute noch betreibt. 1981 wurde das Rex von fünf Enthusiasten als Programmkino mit dem Film 'Fünf Flaschen für Angelika ' wiedereröffnet. Im Anschluss sollten noch viele Low-Budget-Produktionen und vor allem ältere Filme folgen, da die Filmverleihe aufgrund der Vorstadtlage des Rex den Betreibern lediglich Repertoirefilme oder Filme, die in anderen Kinos bereits mit Erfolg gelaufen waren, anboten. Zwar war die Akzeptanz unter den Studenten gleich zu Anfang wieder vorhanden, eine Wiederaufführung von 'Die Kinder des Olymp' brachte ein Jahr später jedoch solch einen Erfolg, dass die Verleihe den neuen Betreibern auch mehr zutrauten. Erstaufführungen wie 'Die Unerträgliche Leichtigkeit des Seins', 'Koyaanisqatsi' oder 'Das Piano ' standen von nun an auf dem Programm und wurden von den Bonnern stark frequentiert. Die Betreiber scheuten sich auch nicht, widersprüchliche Filme in ihr Programm aufzunehmen. So demonstrierten Mitte der Achtziger Jahre Anhänger einer Sekte täglich in der Frongasse gegen den Film 'Das Gespenst' und wollten dem Kino den Teufel austreiben, was natürlich von der Presse herzlich gerne beobachtet wurde und dem Film eine enorme Publicity einbrachte.

Das Programmkino entwickelte aber vorwiegend mit anspruchsvollen europäischen Filmen seinen eigenen Charakter und brauchte nicht mit den Kinos der Innenstadt in Konkurrenz zu treten.

Ende der Achtziger Jahre wurde das Rex neu bestuhlt. Durch den neuen Komfort schrumpfte die Platzzahl von 360 auf 346 Kinosessel, von denen 2001 aufgrund städtischer Auflagen weitere vier Stück entfernt werden mussten.

Das Kino wurde am 8. Juni 1994 'wegen der typischen Ausprägung als Lichtspieltheater der Nachkriegszeit, insbesondere wegen der noch kompletten technischen Ausstattung der Nachkriegszeit' (Untere Denkmalbehörde), vollständig unter Denkmalschutz gestellt.

Seit 1996 verfügt es über eine 6-Kanal-Dolby-Digital-Anlage + Lasertonabtastung bei Analogton-Verfahren. 1999 wurde das Kino unter Denkmalschutz-Aspekten vollständig renoviert. So wurden die Seitenwände originalgetreu und unter modernen Feuerschutzaspekten rekonstruiert und ein neuer Vorhang, der mit seinen Lichtreflektionen einzigartig auf das Kinoerlebnis vorbereitet, lässt den Kinobesuch seitdem zu einem ganz besonderen werden. Für sein herausragendes Jahres-Filmprogramm wird das Rex regelmäßig vom Bundes- Ministerium für Kultur und Medien und von der Filmstiftung-Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet.

Das Rex ist ein gutes Beispiel dafür, wie ein Kino einen ganzen Stadtteil neu beleben und andere Kultur-Institutionen nach sich ziehen kann. In Endenich entstand die Kulturmeile, mit dem Rex-Lichtspielheater als ein sozio-kommunikativer Ort, der für den ganzen Stadtteil nach wie vor von enormer Bedeutung ist.

Heute zählt das Rex-Kino zu den am meist besuchtesten Filmkunstkinos in NRW. Wegen dem ausgewählten Programm finden Besucher aus allen Altersgruppen von Köln bis Remagen und von Much bis Euskirchen den Weg nach Endenich. Erst im Januar 2012 brachte der Film "Ziemlich beste Freunde" einen neuen Hausrekord.

Daniel Schöning (Theaterleiter Rex)

mit Dank an

Heinz Harling (ehem. Inhaber des Rex)
Heinz Himberg (ehem. Nachbar des Rex)
Dieter Hertel (Rex Lichtspieltheater GmbH)
Gilla Brenig (Rex Lichtspieltheater GmbH)
Albrecht Oßwald (Rex Lichtspieltheater GmbH)
Heinz Bädorf (seit 1972 Vorführer im Rex)
Jürgen Lütz (Theaterleiter der Neuen Filmbühne)

&

den Besuchern des Rex

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